Leere Menschen in Leerlaufschleifen

Der Tod ist nicht Strafe genug

Der Ausnahmezustand ist zum neuen Normalzustand in der Türkei geworden. Das Regime kämpft mit allen Mitteln der Einschüchterung gegen Erdogans Gegner – und glaubt damit tatsächlich die Demokratie zu retten.
21.07.2016, von Michael Martens
© AFP In ihren Händen: Erdogans Anhänger schwenken die Fahnen der Republik zur Unterstützung ihres geliebten Präsidenten.
Der Kampf, der im Sommer 2016 in der Türkei tobt, macht selbst vor den Toten nicht halt. Während in der Hauptstadt Ankara noch der Nationale Sicherheitsrat tagte und über die „wichtige Entscheidung“ beriet, die Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan vor der Sitzung angekündigt hatte, trat in Istanbul Bürgermeister Kadir Topbas an die Öffentlichkeit und teilte mit, dass er sogar die Leichen seiner Feinde verfolgen werde. Er habe angeordnet, dass die bei dem Putschversuch am 15. Juli ums Leben gekommenen Umstürzler in einem gesonderten Areal zu verscharren seien, einem „Friedhof der Verräter“, sagte Topbas, der für die Regierungspartei AKP von Erdogan die Geschicke der größten Stadt des Landes lenkt.
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Die Passanten könnten dann die dort Begrabenen verfluchen, „und sie werden in ihren Gräbern keine Ruhe finden“, sagte Topbas und lobte das Verhalten des Bürgermeisters der türkischen Schwarzmeerstadt Ordu als nachahmenswertes Beispiel. Der habe nämlich die Beerdigung eines Putschisten gänzlich verweigert, weshalb dessen Familie die Leiche in ihrem eigenen Garten habe begraben müssen. „Ich gratuliere dem Bürgermeister“, sagte Topbas.

Das Rächen erledigt Allah

Der Furor des Bürgermeisters vom Bosporus ist nur eines von vielen Beispielen für die rachsüchtige Rhetorik in der Türkei dieser Tage. Der militärischen ist die rhetorische Eskalation gefolgt. Zwar hat Erdogan, dessen Wort mehr zählt als alles andere, in einer Rede nach dem Putsch gesagt, Muslime seien keine Rächer. Das Rächen erledige Allah für sie. Doch andere Politiker seiner Partei, und erst recht deren Medien, tun sich keinen Zwang an. Vor Topbas hatte schon die Religionsbehörde Diyanet mitgeteilt, dass es für am Putschversuch beteiligte und dabei umgekommene Soldaten keine Beerdigungszeremonien oder Gebete gebe – ausgenommen für jene, die zur Teilnahme an der Rebellion gezwungen worden seien. Wie das im Einzelfall entschieden werden solle, teilte die Behörde nicht mit.
Mitten in Istanbul, am berüchtigten Taksim-Platz, weht an der Fassade des seit Jahren leerstehenden Atatürk-Kulturzentrums ein großes Transparent im Wind, auf dem der „Fetö“ gedroht wird. Das Kürzel Fetö steht für die „Fethullaci Terör Örgütü“, zu Deutsch: die „Terrororganisation der Fethullah-Anhänger“. So haben Medien der AKP die Bewegung des seit vielen Jahren im amerikanischen Exil lebenden Predigers Fethullah Gülen schon in den Monaten vor dem Putsch immer häufiger genannt. Doch seit dem 15. Juli ist „Fetö“ die durchgängige amtliche und regimetreue Bezeichnung für die einst mit Erdogan kooperierende Bewegung. Auf dem Banner an der Fassade des Atatürk-Kulturzentrums, dessen ruinöser Zustand etwas Symptomatisches hat, steht zu lesen: „Hund des Teufels Fetö, dich und deine Hunde werden wir an euren Leinen aufhängen. Mit Gottes Hilfe werden wir die Flagge der Demokratie am Himmel wehen lassen.“

Weiterlesen hier: http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/tuerkei/nach-dem-putschversuch-ist-in-der-tuerkei-der-tod-nicht-strafe-genug-14351555.html


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Veröffentlicht: 21.07.2016, 18:55 Uhr

Mexiko und Donald Trump „Der Typ hat sie nicht mehr alle“

Kaum irgendwo ist Donald Trump so verhasst wie in Mexiko. Die zahllosen Pöbeleien des Präsidentschaftskandidaten der Republikaner zeigen Wirkung. Die mexikanische Regierung gibt sich erstaunlich zahm.
21.07.2016, von Simon Riesche, Mexiko-Stadt
© Reuters Masken von Donald Trump und „El Chapo“ Seite an Seite in einem mexikanischen Laden.
Um Mexikaner zu finden, die einer möglichen Präsidentschaft Donald Trumps etwas Positives abgewinnen können, muss man lange suchen, aber es gibt sie. In der kleinen Stadt Jiutepec, einhundert Kilometer südlich von Mexiko-Stadt, lebt und arbeitet Ricardo Esponda. Seine Familie betreibt hier seit Jahrzehnten eine große Halloween- und Karnevalsmaskenfabrik.
Die Geschäfte liefen nicht immer gut zuletzt, doch seitdem Trump bekanntgegeben hat, ins Weiße Haus einziehen zu wollen, haben sie einen neuen Kassenschlager im Sortiment. Latex-Gesicht, kombiniert mit gelblicher Polyester-Frisur: Die Trump-Maske verkaufe sich „weltweit, vor allem aber in den Vereinigten Staaten hervorragend“, so Esponda. „Wenn er wirklich Präsident werden sollte, gehe ich davon aus, dass wir noch viel mehr davon verkaufen werden“, lacht der Unternehmer und verweist auf hunderte Arbeitsplätze, die seine Firma in Jiutepec garantiere.

Das Lachen ist schon lange vergangen

Anderen Menschen im Land ist, wenn es um Trump geht, das Lachen schon lange vergangen. Die zahlreichen Beleidigungen, die der Politik-Neuling aus Manhattan im Vorwahlkampf in Richtung Mexiko abgefeuert hat, haben in Amerikas südlichem Nachbarstaat Spuren hinterlassen. Kaum jemand ist in Mexiko so unbeliebt wie Trump, der die Mexikaner gleich zu Beginn seiner Kampagne als „Vergewaltiger“ bezeichnete, die vor allem „Kriminalität und Drogen“ in die Vereinigten Staaten bringen würden. Sollte er die Wahl für sich entscheiden, würde er, so lässt Trump wissen, die mehr als elf Millionen illegal im Land lebenden Immigranten, etwa die Hälfte davon Mexikaner, deportieren lassen und entlang der mehr als 3000 Kilometer langen amerikanischen Südgrenze eine Mauer hochziehen. Von Mexiko finanziert, versteht sich.
„Der Typ hat sie nicht mehr alle, das muss ihm mal langsam jemand sagen“, empört sich Juan José Castro, ein Straßenverkäufer im Zentrum der mexikanischen Hauptstadt. „Wer macht denn die ganze Arbeit in den Vereinigten Staaten, damit die amerikanische Gesellschaft funktioniert“, ruft die Rentnerin Laura Isi. „Das sind ja wohl wir Mexikaner.“ So wie die beiden sehen das viele hier. Seitdem klar ist, dass Trump nicht nur ein schriller Außenseiter im amerikanischen Präsidentschaftsrennen ist, sondern tatsächlich Kandidat einer der beiden großen amerikanischen Parteien werden wird, mehren sich die Stimmen in Mexiko, die fordern, dass es endlich an der Zeit ist, Trump zu zeigen, dass man sich nicht alles gefallen lässt.
© Twitter
Einer, der schon seit Monaten immer mal wieder gegen Trump zurückpoltert, ist Mexikos ehemaliger Präsident Vicente Fox. Er werde die Mauer nicht bezahlen, brach es aus ihm im Winter in einem Interview heraus, wobei er eine alles andere als jugendfreie Ausdrucksweise wählte, die viele Fernsehsender dazu veranlasste, die entscheidende Passage des Statements wegzupiepen. Danach verging kaum eine Woche ohne persönliche Angriffe des früheren Staatschefs auf Trump über diverse soziale Medien. Mit einer Intensität, die Fox wie einen Stalker erscheinen ließ und auf einem Niveau, das viele Mexikaner, vor allem viele Geschäftsleute, peinlich berührt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen ließ. Die Beziehungen zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten, dem mit Abstand wichtigstem Wirtschaftspartner des Landes, seien zu wertvoll, um sie von egozentrischen Dampfplauderern kaputt machen zu lassen.

Weiterlesen hier: http://www.faz.net/aktuell/politik/wahl-in-amerika/donald-trump-ist-in-mexiko-verhasst-wie-kaum-ein-zweiter-14347356.html#/elections


Aus/Von: https://sites.google.com/site/hembelzomx/home/om-x-se/leere-menschen-in-leerlaufschleifen-omx

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